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Erfahrungen eines Offiziersassistenten auf der AVONTUUR – 09.IV.2023

Die AVONTUUR ist ein ganz besonderes Frachtschiff. Es kommen dort ganz viele Dinge zusammen, die ausnahmslos jede Reise zu einem intensiven Erlebnis werden lassen. Erst einmal ist die AVONTUUR ein wunderschönes Schiff. Jedesmal vor Anker, wenn es mit dem Beiboot an Land geht und sie ganz langsam in den langen Atlantikwellen rollt (= schaukelt) sieht man wieder, auf was einem stolzen Segler man da eigentlich arbeitet! Ein altes bewährtes Schiff. Aber nicht veraltet. Im Gegenteil. Unsere Kollegen von EcoClipper aus den Niederlanden haben es einmal sehr schön in etwa so auf den Punkt gebracht: „Sometimes you have to take a step back to move forward.“ Das tun wir und zwar mit viel Freude bei der Sache. Mit einem schoonergetakelten Zweimaster Waren zu transportieren hat schon vor hundert Jahren funktioniert (unser Schiff ist 103 Jahre alt). Unsere dieselbetriebene Hauptmaschine wird dank unserer Beseglung nur ausnahmsweise oder für Notfälle verwendet. Wir besitzen also zwei Antriebssysteme, welche völlig unabhängig voneinander sind: den Dieselmotor zum einen und unsere neun Segel zum anderen. Auf lange Sicht soll die Hauptmaschine allerdings elektrisch arbeiten. Wir sehen uns nicht als Lösung aller Probleme. Es gibt schon seit Jahren unzählige weitere Lösungsansätze. Aber doch geben wir ein konkretes Beispiel, wie umweltfreundlicher Seetransport aussehen kann. Die Erfahrung auf unserem Frachtsegler ist auch deswegen so besonders, weil wir hier eine neue Realität leben. Eine Realität, in der es ganz selbstverständlich ist, sparsam mit Strom und Frischwasser umzugehen, jederzeit den Einfluss auf unsere Meeresumwelt zu berücksichtigen und eben alles was geht zu segeln, um Treibstoff einzusparen. Der Schiffsbetrieb an sich erfordert ein Umweltbewusstsein.

 

The AVONTUUR is a very special cargo ship. Many things come together there that make every voyage, without exception, an intense experience. First of all, the AVONTUUR is a beautiful ship. Every time she is at anchor, when the dinghy goes ashore and she rolls very slowly in the long Atlantic waves, you see again what a proud sailor you are actually working on! An old, tried and tested ship. But not outdated. On the contrary. Our colleagues from EcoClipper in the Netherlands once put it very nicely in a nutshell: "Sometimes you have to take a step back to move forward. That's what we do, and we do it with great pleasure. Transporting goods with a schooner-rigged two-master worked a hundred years ago (our ship is 103 years old). Our diesel-powered main engine is only used exceptionally or for emergencies, thanks to our sails. So we have two propulsion systems that are completely independent of each other: the diesel engine on the one hand and our nine sails on the other. In the long term, however, the main engine will be electric. We do not see ourselves as the solution to all problems. There have been countless other solutions for years. But we do give a concrete example of what environmentally friendly sea transport can look like. The experience on our cargo ship is also so special because we are living a new reality here. A reality in which it is quite natural to use electricity and fresh water sparingly, to consider the impact on our marine environment at all times and to sail as much as possible to save fuel. Operating a ship in itself requires environmental awareness.


 

Sailing on the AVONTUUR means sailing with a very special and motivated crew. This is because everyone here is committed to our goal: environmental protection. Sailing and the common challenge of covering the last nautical mile to the harbour or anchorage under sail not only forms a strong bond between us all, but also makes us a little proud every time we make it with the right technique. On Tenerife, we sailed out of the harbour, simply with the wind. A great manoeuvre that made for some spectators and tense looks on the pier. Of course, this only works if we work together perfectly as a crew.

 

After we left Santa Cruz, the wind alone took us and our ship over 3,100 nautical miles across the Atlantic. It's worth watching the rushing bow wave (that is, the wave created at the front of the ship by its motion) from time to time. There you can see the power of the wind pushing our ship forward at speeds of sometimes over ten knots. Fascinating to see every time! Especially when luminous plankton give the wave a bright shimmer at night or dolphins swim back and forth in front of us.

For many of us it was the first "Atlantic Crossing". With such a great crew, 43.50 metres is quite enough to live on for a few weeks. Our crew is very close-knit. We spend a lot of our free time together on deck, talking, knotting and playing music. The mood is consistently good and problems are addressed and quickly smoothed out. The general enthusiasm was great when we reached our anchorage in the Baie de Marigot on the caribbean island of Saint Martin after the crossing. After a last "all hands" manoeuvre, we even got some apple sweets for dinner that our cook Lara had just baked for the occasion. Thank you Lara!

On no other ship would Max, our assistant officer, rather complete the sailing time on his way to becoming a captain. It is a valuable experience and an inspiring time on the Avontuur. There is still a lot to be done in cargo sailing and we still have a long way to go before we have enough environmentally friendly ships to implement the energy transition in seafaring as well. We are committed to this every day here - and it's big fun.

 

Auf der AVONTUUR zu segeln bedeutet mit einer ganz besonderen und motivierten Besatzung unterwegs zu sein. Das liegt daran, dass sich jede und jeder hier mit Einigem an Engagement für unser Ziel einbringt: den Umweltschutz. Das Segeln und die gemeinsame Herausforderung, auch die letzte Seemeile bis zum Hafen oder Ankerplatz unter Segeln zurückzulegen schweißen nicht nur zusammen, sondern machen einen auch jedes Mal wieder ein bisschen stolz, wenn man es mit der richtigen Technik geschafft hat. Auf Teneriffa sind wir aus dem Hafen rausgesegelt, ganz einfach nur mit dem Wind. Ein tolles Manöver, das für einige Zuschauer und gespannte Blicke auf der Pier gesorgt hat. Das funktioniert selbstverständlich nur dann, wenn wir als Besatzung einwandfrei zusammenarbeiten.


Nach unserem Ableger in Santa Cruz hat alleine der Wind uns und unser Schiff mal eben über 3.100 Seemeilen über den Atlantik gebracht. Es lohnt sich, ab und zu die rauschende Bugwelle (also die Welle, die vorne am Schiff durch seine Fahrt entsteht) zu beobachten. Dort sieht man, mit welcher Kraft der Wind unser Schiff bei teilweise über zehn Knoten Geschwindigkeit vorantreibt. Jedes mal wieder faszinierend zu sehen! Vor allem dann, wenn nachts leuchtendes Plankton der Welle einen hellen Schimmer verleihen oder Delfine vor uns hin und herschwimmen.

Für viele von uns war es das erste „Atlantic Crossing“. Bei so einer tollen Besatzung reichen 43,50 Meter für einige Wochen zum Leben völlig aus. Unsere Besatzung hängt sehr stark zusammen. Einen großen Teil der Freizeit sitzt man gemeinsam an Deck, führt Gespräche, knotet, macht Musik. Die Stimmung ist durchweg gut und Probleme werden angesprochen und schnell aus dem Weg geräumt. Die allgemeine Begeisterung war groß, als wir nach der Überquerung unseren Ankerplatz im Baie de Marigot auf der Karibikinsel Saint Martin erreicht hatten und es bei einem „All hands“ auch noch Apfelstückchen zum Essen gab, die unsere Köchin Lara eben dafür gebacken hatte. Danke Lara!

Auf keinem anderen Schiff würde Max, unser Offiziersassistent, die Fahrzeit auf seinem Weg zum Kapitän lieber absolvieren als hier. Es ist eine wertvolle Erfahrung und eine inspirierende Zeit hier. Im Frachtsegeln ist noch einiges zu tun und noch lange haben wir nicht genug umweltfreundliche Schiffe, um die Energiewende auch in der Seefahrt umzusetzen. Wir setzen uns hier jeden Tag dafür ein und das macht Spaß.

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Tante Ursi� (Samstag, 13 Mai 2023 09:44)

    Ihr Lieben
    Dankevielmol für die tollen Bilder und sehr interessanten Berichte. Erich hat mir grad erklärt wieviel die Geschwindigkeit der Knoten ist . Um Sprit zu sparen, fuhren sie oft mit 13 Knoten. Je nach Fracht war dies aber nicht immer möglich…
    Wir wünschen euch weiterhin viele spannende Momente!
    Liäbi Grüäss
    Erich und Ursi